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SELF CARE STRANDBEFEHL

Musiktheater | Januar 2024 | HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste | Dresden

Von und mit: Urs Humpenöder, Laura Immler, Hannes Köpke, Ferdinand Nowitzky, Jasmina Rezig, Olivia Rosendorfer, Yannik Stöbener, Alida Stricker, Paul Voell, Maria Wang Kvalheim Outside Eye: Natalie Baudy Bühnenbildassistenz: Swantje Silber Kostümassistenz: Julia Scholz Soundtechnik: Konstantin Fontaine Bühnenkonstruktion: Friedrich Hartung Puppenbau: Liesbeth Nenoff Produktionsleitung: Sue Franz Dokumentation: Julius Zimmermann

Es ist schön hier, so schön. An der Ostküste Rügens, zwischen Kiefernwald und Strandhafer, liegt das „Bad der 20.000“: Prora, ein Urlaubsparadies. Erdacht von den Nationalsozialisten als Erholungsort für die Deutschen (und nur für diese), um fit zu machen für die Arbeit und den Krieg. Nach dem Reichsparteitagsgelände ist der Gebäudekomplex des Seebades Prora das zweitgrößte zusammenhängende Architekturerbe aus der Zeit des Nationalsozialismus. Doch der Umgang damit ist ein gänzlich anderer: Kaum mehr sichtbar sind die Spuren der Vergangenheiten – die der nationalsozialistischen Gigantomanie ebenso wenig wie die der NVA-Kaserne, in der Bausoldat*innen den Dienst an der Waffe verweigerten oder Soldat*innen sozialistischer Konfliktparteien aus Mittel- und Südamerika, Südostasien und Afrika in den 1980er-Jahren Offizierslehrgänge absolvierten. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde das Gebäude blockweise an private Investor*innen veräußert und ist heute (fast) das geworden, was es ursprünglich sein sollte: ein Urlaubs- und Erholungsort.

Welche Formen des Gedenkens dürfen stattfinden und welche Vergangenheiten werden verdrängt? Anhand des Fallbeispiels Prora setzten wir uns in „Self Care Strandbefehl“ mit multidirektionalem Erinnern auseinander und konfrontierten die Ideologie von Erholungskonzepten des Nationalsozialismus mit gegenwärtigen Praktiken im Bereich Urlaub und Freizeit.

Die lose aneinandergereihten Szenen mit eingeblendeten Textfragmenten und dem Einsatz von Live-Kameras zeichnen ein heterogenes Bild, in dem sich trotzdem durch die Zeit und ihre Geschichte ein roter Faden zieht. Es ist der immer wieder durch andere wiederholte Versuch, eine Art gesellschaftlichen (Gegen-)Entwurf zu schaffen. Sei es die Disko in den halbverfallenen Resten in den 90ern, sei es die Offiziershochschule der NVA für Militärkader aus den sozialistischen Freundesländern der 80er. Es scheint, als würde sich alles beständig wiederholen, nur nichts davon blieb. [...] Alles wirkt wie eine Mahnung. Kein mit Prora verbundenes Kapitel, bis heute, erscheint als ein glückhaftes. Dabei heißt es doch schon so lange: „Geschichte darf sich nicht wiederholen!“

(Rico Stehfest, Dresdner Neueste Nachrichten, 20. Januar 2024)

 

"Self Care Strandbefehl" ist eine Produktion von fachbetrieb rita grechen und wurde koproduziert von HELLERAU - Europäisches Zentrum der Künste. Das Projekt wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, durch das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.